Die Presse über uns

Mindener Tageblatt vom 17.10.2023

Ein Bayer aus Hawaii

von Michael Lorenz

MT-Serie: Der Lahder Oliver Höpel brennt seit 1989 für die Fünferreihe von BMW. Mit seinem fast 40 Jahre alten Wagen rettet er so manchen Passanten den Tag.


Menschen und ihre Oldtimer

Oldtimer sind Fahrzeuge mit eigener Geschichte. Sie werden von ihren Besitzern gehegt und gepflegt. in dieser Serie stellen wir Menschen aus dem Kreis und ihre Fahrzeuge vor.


Petershagen-Lande (much). Die Leidenschaft des Oliver Höpel aus Lande für die Fünfer-Baureihe von BMW — im Firmenjargon auch E28 genannt — flammte im Jahr 1989 auf: "Ich war 16 Jahre alt und ZDF-Kommissar Stephan Derrick fuhr so einen. Das war aber nicht der Hauptgrund, denn mein Vater Volker kaufte damals einen solchen E28 als Jahreswagen. 1992 sollte er verkauft werden, doch das damalige Autohaus Kruse in Rahden weigerte sich, den zu nehmen. Da habe ich gesagt: Bevor er verschrottet wird, nehme ich ihn."

Der Grund, warum die Fünfer-Baureihe des Münchner Autobauers BMW sich in jenen Jahren gebraucht so schleppend verkaufte, dürfte im Design liegen. Denn der von 1981 an produzierte E28 unterschied sich technisch sehr, optisch aber kaum von seinem El2 genannten Vorgänger, und der wurde bereits im Jahr 1972 vorgestellt. Über seinen ersten 5 er-BMW sagt Oliver Höpel: "Er war leider ein Montagsauto, das ich aber mit Gewinn verkauft habe."

Bis 2015 besaß Höpel 20 Modelle des Typs.

Er wechselte zu einem 325e (sprich eta), kehrte aber nach wenigen Jahren wieder zu einem Fünfer zurück. Bis 2015 besaß Höpel etwa 20 Modelle dieses Typs. Nach dem Verkauf des bis dahin letzten im Jahr 2015 merkte er rasch: "Das war ein Fehler." In den Niederlanden, genau genommen in Leeuwarden, fand er seinen jetzigen BMW 524td Automatik ih der Farbe Bronzitbeige Metallic. Dieser wurde in Dingolfing unweit von München für den nordamerikanischen Markt gebaut und ist daher an den in den USA vorgeschriebenen, besonders ausladenden Stoßstangen erkennbar.

Höpel: "Diese Bumper treffen nicht unbedingt den Geschmack der Europäer, sondern schrecken viele Leute eher ab. Ich aber wollte unbedinggt einen amerikanischen haben, weil diese Modelle mit unglaublich kompletter Serienausstattung ausgeliefert wurden." 2017 entdeckte Oliver Höpel den Wagen mit seiner Lebensgefährtin Jessica bei jener niederländischen Firma, die sich auf US-Reimporte spezialisiert hatte: "Jessica sagte nach einer Probefahrt: Wenn du den nicht nimmst, denn nehme ich ihn", schildert Höpel lachend.

Wagen für 3.500 Euro

Als er den Wagen bereits für 3.500 Euro erstanden hatte, entdeckte er eine Besonderheit: "Ich habe anhand des US-Portals Carfax mit der Fahrgestellnummer nach dem Fahrzeug gesucht, um zu sehen, ob es einen Unfall, einen Wasserschaden oder dergleichen hatte, und da habe ich festgestellt: Er wurde 1985 in Bayern gebaut und hat seine Erstzulassung auf Hawaii. Das ist sehr selten. Er wurde direkt nach Honolulu verschifft und fuhr dort jahrelang."

Höpel und seine Lebensgefährtin Jessica sehen den fast 40 Jahre alten Wagen aber nicht unbedingt als Oldtimer, wie er schildert: "Er ist weder eine Geldanlage, noch besuchen wir damit Oldtimertreffen, sondern wir benutzen ihn tatsächlich als Alltagsfahrzeug. Am liebsten fahren wir damit an die Nordseeküste Dänemarks." Auf einer solchen Strecke spielt der Turbodiesel-Motor seine Stärken voll aus: "Auf Langstrecken beträgt der Verbrauch lediglich 6,6 Liter auf 100 Kilometern, und das voll beladen. Das ist ein Wert, der sich auch heute noch mehr als sehen lassen kann."

Das Design seines BMW hat es Oliver Höpel angetan, wie er schildert: "Ich will selbst gar nicht unbedingt auffallen. Aber der Wagen wird durch die dicken Stoßstangen einfach wahrgenommen. Wenn ich ihn nach der Winterpause erstmals nach mehreren Monaten in der Halle stehen sehe, dann geht mir schon das Herz auf. Der Anblick ist einfach ein Genuss."

Rührende Reaktionen

Auch die Reaktionen der Passanten rühren den selbstständigen Automobilprospekt-Händler(*): "Wenn wir nach Dänemark fahren, dann tanken wir in der Regel noch mal in Flensburg. Dieses Mal kam an der Tankstelle ein Mann auf mich zu, ich öffnete das Fenster und er sagte: ‚Durch den Umstand, dass Sie sich heute Morgen dafür entschieden haben, dieses Auto zu benutzen, haben Sie mir den Tag gerettet.'"

Quelle: Mindener Tageblatt vom 17. Oktober 2023

(*): Automobil-Literatur.de - Onlineshop für Autozeitungen, Prospete und Poster